Törnplanung 2018/19

Unsere drei Töchter sind nun alle erwachsen und haben ihre eigenen, interessanten Wege eingeschlagen. Wir sind unendlich stolz auf sie. Als Eltern entsteht damit automatisch wieder mehr Freiraum, sich grundsätzliche Gedanken zum nächsten Lebensabschnitt zu machen.

Gertrud kann meine Faszination der Antarktis gut nachempfinden, es kam aber für sie nie in Frage, in dieser Gegend mit Pagan zu segeln: Zu wild, zu einsam, zu kalt, zu lebensfeindlich, zu gefährlich.

Wir haben deshalb versucht, das Unmögliche möglich zu machen und unsere individuellen Träume mit der Alltagsrealität zu verbinden.

Entstanden ist folgende Törnplanung:

Bremerhaven – Madeira – Falklandinseln – Antarktis – evtl. Chile – Französisch Polynesien – Südsee – Neuseeland – danach noch unsicher

  • Von Bremerhaven bis Französisch Polynesien werde ich einhand segeln.
  • In Madeira kommen Gertrud und Flurina für zwei Wochen zu Besuch.
  • Nach der Antarktis werde ich Pagan entweder in Chile oder in Französisch Polynesien für einige Wochen in einen sicheren Hafen legen und nach Hause zurückkehren.
  • Im Juli 2019 werden Gertrud, Flurina und ich uns in Französisch Polynesien treffen und drei Monate gemeinsam durch die Südsee segeln.
  • Über die Hurrikan Saison plane ich Pagan alleine nach Neuseeland zu bringen.

Die Pläne sind bewusst relativ offen gehalten, da ich immer die Möglichkeit haben möchte, mich den Wetter- und Eisverhältnissen anzupassen.

 

Vorbereitungen

Nach langen, intensiven Diskussionen in der Familie ist vor rund einem Jahr die Entscheidung gefallen, den Segeltörn in dieser Form durchzuführen und damit begannen auch schon die Vorbereitungen: Beruflich Freiraum schaffen, Neuverteilung von Aufgaben innerhalb der Familie, sich den unangenehmen Fragen stellen, wenn … was dann, Ordnung und Anpassungen von Versicherungen, offizielle Fahrtengenehmigung für die Antarktis einholen, To-Do Listen führen und möglichst viele Punkte abarbeiten, Seekarten und Ersatzteile bestellen, Ausrüstung besorgen usw.

Das Schwierigste für mich war aber die ganz persönliche Frage mir selber gegenüber zu beantworten, ob ich überhaupt für eine so lange Zeit Gertrud, unsere Kinder und die ganze Familie alleine lassen darf, nur um einen Kindheitstraum zu realisieren und mich dabei erst noch in eine (unnötige) erhöhte Gefahr zu bringen. Zum Glück fiel jedoch die Entscheidung bevor ich mir diese heikle Frage schlüssig beantwortet konnte und damit richteten sich alle Blicke nur noch nach vorne.

 

Pagan wird auf Vordermann gebracht

Anfangs Juli verlegte ich  Pagan von unserem Liegeplatz in Hooksiel nach Bremerhaven zu Kamlade Yacht und Bootsservice GmbH. Das Schiff ist dort aufgrund der Voreigner bestens bekannt.

Frank, Jörg, Wilhelm, Hauke und Jens sowie Nils von der Blue Sailing GmbH gaben ihr Bestes, Pagan in Zusammenarbeit mit mir so schnell als möglich wieder auf Vordermann zu bringen.

Wo nötig organisierte Frank weitere Spezialisten, wie Elektriker, Segelmacher, Kompass Kompensierer etc. Alle arbeiteten sehr gewissenhaft und qualitativ hochstehend und waren äusserst kompetent und fair. Nebst der harten Arbeit hatten wir aber auch immer viel Spass zusammen und so bleiben wir ganz sicher freundschaftlich miteinander verbunden. Nochmals allen ein herzliches Dankeschön!

 

Unabhängig für 1 volles Jahr

Im Sommer kam Gertrud für zwei Wochen auf Pagan und half, alles startklar zu machen. Die Verproviantierung und das Verstauen aller Ersatzteile und Ausrüstungsgegenstände nahm viel Zeit in Anspruch.

Was, wenn mich das Treibeis in der Antarktis einschliessen sollte und für einige Monate festhält? Was, wenn ich aufgrund gesundheitlicher oder technischer Probleme viel länger brauche?

Unter Gertruds Federführung entstanden meterlange Einkaufslisten. Ziel: Alles muss auf Pagan vorhanden sein, damit ich ein ganzes Jahr in allen Bereichen vollständig unabhängig bin, also alle Nahrungsmittel, Toilettenartikel, Haushaltsartikel, Waschmittel usw.

So füllten wir Einkaufswagen um Einkaufswagen im Supermarkt.

Die nette Kassiererin meinte kopfschüttelnd, dass sie dringend einige neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anstellen müssten, um die Gestelle wieder aufzufüllen – wir lachten, verabschiedeten uns und sagten, wir sehen uns ja morgen wieder beim nächsten Einkauf. Sie glaubte es war ein dummer Witz – es war aber keiner, so ging es noch einige Tage weiter.

Gertrud beschriftete jede Konserve mit wasserfestem Filzstift, da sich Papieretiketten in der Feuchtigkeit oft lösen, verpackte jedes Pack Mehl, Zucker usw. einzeln und führte Staulisten.

Viele Stauräume waren bereits mit Ersatzteilen und Expeditionsmaterial vollgepfercht. Auch das gehört zur vollständigen Unabhängigkeit – oder wer soll einem in der Antarktis zu Hilfe eilen? Alles was mehr oder weniger wasserdicht ist, verstauten wir in den Bilgen, den Rest in trockenen Stauräumen. Pagan schien aus allen Nähten zu platzen, doch am Schluss war alles weggestaut – und sie schwamm noch immer!