Einige Bemerkungen im Voraus
Vor über 30 Jahren haben Gertrud und ich als 21 jährige Segel-Greenhorns in Schottland unsere erste Yacht «Meinwen» (Rival 32) gekauft. Nach zwei kurzen Probeschlägen sind wir dann gleich zu unserer dreijährigen Weltumsegelung aufgebrochen. So haben wir die Welt im Sturm erobert!
Zurück in der Schweiz kamen unsere drei Mädchen, Katrin, Martina und Flurina zur Welt und wir segelten als Familie zuerst noch auf «Meinwen», später auf «Aeolus» (Nicholson 39) in Westafrika, der ganzen Ostsee bis nach St. Petersburg (Russland) und in Norwegen bis Spitzbergen. In Spitzbergen erwachte erneut meine grosse Faszination an Polargebieten, die ich schon seit Kindheit verspüre.
2014 erwarben wir «Pagan», eine Damien ll, ein 30 Tonnen schweres, sehr seetüchtiges Expeditionsschiff aus Stahl, schonergetakelt mit einem 10 Tonnen schweren Schwenkkiel. Die Yacht ist sehr einfach gehalten, keine hydraulischen oder elektrischen Winchen, keine Fallen, die ins Cockpit führen, keine ausgeklügelten Reffsysteme, kein unnötiger Luxus – dafür alles äusserst stabil gebaut. Details über das Schiff und zur Ausstattung werde ich zu einem späteren Zeitpunkt in den entsprechenden Kapiteln publizieren. Während der letzten Jahre überholten wir Pagan von Grund auf, was uns in aller Hinsicht immer wieder an unsere Grenzen brachte.
Törnplan
Unsere Törnplanung sieht wie folgt aus:
Bremerhaven – Madeira – Falklandinseln – Antarktis – evtl. Chile – Französisch Polynesien – Südsee – Neuseeland – danach noch unsicher
Von Bremerhaven bis Französisch Polynesien werde ich einhand segeln.
In Madeira kommen Gertrud und Flurina für zwei Wochen zu Besuch.
Nach der Antarktis werde ich Pagan entweder in Chile oder in Französisch Polynesien für einige Wochen in einen sicheren Hafen legen und nach Hause zurückkehren.
Im Juli 2019 werden Gertrud, Flurina und ich uns in Französisch Polynesien treffen und drei Monate gemeinsam durch die Südsee segeln.
Über die Hurrikan Saison plane ich Pagan alleine nach Neuseeland zu bringen.
Warum bloss in die Antarktis?
Was ist es, was mich an der Antarktis so fasziniert? Es ist der Kontinent der Extreme:
In der Antarktis…
- werden die tiefsten Temperaturen gemessen
- toben die meisten Stürme
- ist 99% des Kontinents mit Eis bedeckt
- ist der trockenste Ort der Erde, trockener als in der Sahara
- werden die grössten Süsswasservorräte der Welt gespeichert (75% des Süsswassers auf der Erde wird in Form von Eis gespeichert, 90% davon in der Antarktis)
- gibt es keine einzige Siedlung, wo Menschen dauerhaft leben
- geht die Sonne nur einmal im Jahr auf und einmal im Jahr unter (Südpol)
- ist die lebensfeindlichste Gegend der Erde: Nur zwei Blütenpflanzen haben sich ansiedeln können und nur zwei Tierarten leben ganzjährig auf dem Kontinent: Eine kleine, flügellose Mücke und eine von Auge kaum wahrnehmbare Milbe
- haben sich wohl die meisten Tragödien mit Seefahrern, Entdeckern, Wal- und Robbenfängern, Forschern und Abenteurern abgespielt
Und was suche ich nun genau dort, an einem solch unwirtlichen Ort?
Es sind genau diese Extreme, die mich faszinieren, mir aber auch ein bisschen Angst, vor allem aber hohen Respekt einflössen. Im Wissen, dass die Naturkräfte immer stärker sind als die eigenen, möchte ich mich ihnen nicht zu stark widersetzen und trotzen, sondern möglichst im Einklang mit ihnen in diese Wildnis reisen, um einen Augenschein von diesem magischen Ort nehmen zu dürfen. Wenn es die Naturgewalten, unsere Yacht Pagan und meine eigenen Kräfte es zulassen, würde mich ein solcher Besuch in der Antarktis natürlich sehr freuen. Sollten aber irgendwann auf der Reise neue Faktoren klar dagegensprechen, werde ich das Projekt abbrechen bzw. so anpassen, dass es mir wieder vertretbar und sicher erscheint.
Ich empfinde es als ein grosses Geschenk, dass ich diese Abenteuerreise in diese Wildnis nun tatsächlich alleine antreten darf. Dies ist nur möglich, da ich schon seit vielen Jahren Segelerfahrungen zusammen mit Gertrud und der Familie sammeln durfte, mit Pagan eine ausgesprochen seetüchtige Yacht habe und mich meine Familie, trotz gemischten Gefühlen, in diesem Vorhaben voll und ganz unterstützt.
www.expeditionpagan.com
In unserem Bekannten- und Freundeskreis ist das Projekt auf viel Interesse gestossen. Auf unserer Website werde ich deshalb in unregelmässigen Abständen einige Bilder und Berichte veröffentlichen, die es allen Interessierten ermöglichen soll, diese Reise ein bisschen mitzuerleben und um meine Faszination zu teilen. Die Website kann ich nur dann aktualisieren, wenn ich die Zeit, Lust, Musse und vor allem Internet-Zugang habe. Dies wird nicht allzu oft sein, da nach Madeira der nächste Stopp erst auf den Falklandinseln geplant ist. Ausnahme sind die aktuellen Positionen auf der Website, die über einen Tracker an Bord laufend automatisch nachgeführt werden.
Nach der Reise werde ich aber bestimmt alles etwas detaillierter aufarbeiten und bebildern.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine gute Zeit und hoffentlich einige vergnügliche und interessante Einblicke!